Die Pflanze ist abgeerntet und die frischen, silbrig glitzernden Blüten liegen auf dem Tisch. Nun stellt sich die Frage der richtigen Konservierung, damit das Aroma und die kostbaren Inhaltsstoffe lange erhalten bleiben. Die einfachste Methode wäre nun, die Ernte in einem Dörrautomaten oder auf der Heizung zu trocknen, das ist keine schlechte Idee. Ärgerlich ist, dass dabei zum einen Geschmacksstoffe zerstört werden und es passieren kann, dass sich zum anderen wegen der Hitze auch die Wirkstoffe zersetzen. Dabei ist es möglich, sowohl das Aroma zu bewahren als auch die Inhaltsstoffe zu schützen.
Es ist sogar machbar, durch geschickte Lagerung den Wirkstoffgehalt zu steigern und den Geschmack zu verbessern. Beides beginnt mit der korrekten Trocknung des schnittfeuchten Materials.
Blüten richtig Trocknen
Direkt nach der Ernte werden die Blüten beschnitten. Dabei werden alle Blätter, die über den Blütenstand hinausschauen, rundherum abgeschnitten. Diese Schnittreste sind zum Teil hochpotent und können in einem späteren Arbeitsgang weiterverarbeitet werden.
Nach dem Beschnitt werden die Blüten an ihren Stängeln zum Trocknen aufgehangen. Selbstverständlich darf der Trockenraum nicht zu feucht sein, weil sonst die Trocknung nicht einsetzt und das Material schimmeln könnte. Ideal sind 50 bis 65 Prozent relative Luftfeuchtigkeit und ein kleiner Ventilator, der die Luft sanft bewegt.
Nach etwa zwei Wochen ist das Pflanzenmaterial in der Regel ausreichend getrocknet und kann in einem luftdichten Gefäß an kühlem Ort gelagert werden. Zur Sicherheit sollte die Ernte ab und an überprüft werden, weil nicht ganz durchgetrocknete Blüten zur Schimmelbildung neigen.
Pflanzen, die ihre Wirkstoffe in harzigen Drüsen sammeln, sind auf diese Weise für eine lange Haltbarkeit vorbereitet. Die meisten der begehrten Stoffe verändern sich nur langsam und bleiben bis zu drei Jahren zum Großteil erhalten. Dabei kann eine Lagerung im Kühlschrank diese Zeit sogar noch deutlich verlängern.
Steigerung des Wirkstoffgehaltes
Viele Grower wissen noch nicht, dass bestimmte Stoffe direkt nach der Ernte lediglich in ihrer biologischen Vorform in den Harzen enthalten sind. Typische Vertreter sind die Gattungen Cannabis sativa und Cannabis indica. Das von vielen gern genossene THC (Tetrahydrocannabinol) liegt anfangs nur als THC-Säure, abgekürzt meist THCA, vor. Das hat für den Züchter Vor- und Nachteile.
Der große Vorteil ist, dass sich diese Säure nur relativ langsam in THC umwandelt und darum die Haltbarkeit verlängert. Bei Raumtemperatur kann es bis zu einem halben Jahr dauern, ehe sich alle THCA umgewandelt hat. Darum hat es den Anschein, als ob gelagertes Marihuana aktiver ist, als frisch geerntetes Gras.
Der markanteste Nachteil ist, dass das Material in Verdampfern, Gebäck oder Tinkturen kaum wirkt. Nur beim Rauchen ist die Temperatur hoch genug, dass sich die THCA ausreichend schnell in THC umwandeln kann, dies wird Decarboxylation genannt. Diese Umwandlung geschieht zwar nicht vollständig, aber immerhin zu einem großen Teil.
Um den Wirkstoffgehalt zu steigern, können grundsätzlich zwei Wege beschritten werden. Der Erste wäre der, das Gras einfach bei Raumtemperatur rund drei Monate liegen zu lassen. Danach ist ein Großteil decarboxyliert und das Material kann auf beliebige Art genossen werden. Der andere ist der, den Prozess zu beschleunigen und die Umwandlung künstlich herbeizuführen.
Freunde des ersten Weges wird die Fermentierung empfohlen, darauf wird im übernächsten Kapitel eingegangen. Wer keine Zeit hat, der macht sich an die Arbeit und decarboxyliert direkt nach der Ernte oder dem Trockenprozess.
Decarboxylation
Zwar führen viele Wege zum Erfolg, doch ist es für den Privatmann oft schwierig, zeit- oder temperaturkritische Prozesse zu managen. Darum hier ein einfaches Verfahren, das garantiert zum Erfolg führt und zudem fehlertolerant ist.
Benötigt werden zwei Töpfe, die ineinander gestellt werden können. Der größere Topf wird mit kochendem Wasser gefüllt und der andere mit dem Pflanzenmaterial. Der Topf mit dem Material wird mit einem Metall- oder Glasdeckel abgedeckt, in den größeren Kessel gestellt und das Wasser auf kleiner Flamme kochen lassen. Alle 15 Minuten wird der Deckel des Topfs gelüftet und das an ihm kondensierte Wasser abgewaschen. Nach 90 Minuten ist der Prozess abgeschlossen und der Pflanzenschnitt ist sogar bei frischen Kräutern durchgetrocknet.
Fermentation
Eine erfolgreich durchgeführte Fermentation spezieller Pflanzen ist die Krönung einer jeden Ernte. Sie macht das Kraut aromatisch und mild, lässt neue Geschmackstoffe entstehen und erhöht den Genuss. Auch hier gibt es zahlreiche Methoden, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. In Folge wird ein Verfahren vorgestellt, das sicher ist und gute Ergebnisse hervorbringt.
Benötigt wird ein sogenannter Humidor, der für kleines Geld im Internet bestellt werden kann. Diese Humidore haben einen Feuchtigkeitsmesser und einen Behälter für Wasser. Meist pendelt sich die relative Feuchtigkeit ganz automatisch zwischen 70 und 80 Prozent ein. Das ist auch genau der Wert, der benötigt wird, um die Fermentation erfolgreich durchzuführen. Schimmel bildet sich in der Regel erst ab einer Feuchtigkeit von 80 Prozent. Die für die Verbesserung verantwortlichen Bakterien sind aber schon mit 65 bis 70 Prozent zufrieden. Bei dieser Feuchtigkeit wandeln sie im Laufe der Zeit das Blattgrün in aromatische Verbindungen um. Genau wie aus grünem, fast ungenießbaren Rohtabak durch Fermentation wohlschmeckender Pfeifen- oder Zigarrentabak wird, so wird aus kratzigen, scharf schmeckenden Kräutern binnen weniger Wochen eine hocharomatische Rauchmischung. Meistens ist der Prozess nach acht Wochen so weit fortgeschritten, dass sowohl Geschmack als auch Wirksamkeit überzeugen. Spätestens nach drei Monaten wird der Freund leckerer Rauchwaren seine helle Freude an dem Ergebnis haben.
Wer sich keinen Humidor leisten kann, der kann sich aus einer dichten Plastikdose selbst einen bauen. Dazu wird in diese Dose eine Schale mit angefeuchtetem Kochsalz gestellt. Dieses Salz hat bei Raumtemperatur die Eigenschaft, bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von unter 75,5 Prozent Wasser abzugeben und bei einem höheren Wert welches aufzunehmen. Diese Eigenschaft wird Deliqueszenzfeuchte bzw. Sättigungsfeuchte genannt und der Anwender muss lediglich darauf achten, dass das Salz in der Schale nicht austrocknet.
Allerdings hat dieser selbstgebaute Humidor einen großen Nachteil. Bei zu hoher Feuchte durch verschüttetes Wasser oder zu feuchter Pflanzenmasse kann es schnell zu Schimmelbildung kommen. Darum ist die Beigabe einiger Tropfen Propylenglycol zu dem Salz verpflichtend. Diese Substanz ist leicht erhältlich, weil sie Bestandteil der meisten Liquids für elektrische Zigaretten ist. Dennoch sollte der Anwender seinen Humidor regelmäßig kontrollieren und bei Schimmelbefall den Vorgang sofort abbrechen.