Immer wieder stellt sich die Frage, wie unter den gegebenen Bedingungen des eigenen Gewächshauses das Ernteergebnis positiv beeinflusst werden kann. Aus diesem Grunde stellt dieser Artikel zwei Verfahren vor, die dem Pflanzenfreund einen zusätzlichen Ertrag sichern werden. Als Erstes aber sollte der Züchter bei Innenraumanbau auf die Beleuchtung achten. Mit der Leistung und dem Spektrum der verwendeten Lampe lässt sich das Pflanzenwachstum und der Ertrag am leichtesten beeinflussen.
Was aber, wenn das Budget oder der Einsatzort keine stärkere Beleuchtung zulässt? Ist dann die Erntemenge unveränderlich festgelegt? Nein, zum Glück ist das nicht so! Mit ein wenig Geschick lässt sich die Ausbeute ohne zusätzliche Kosten deutlich steigern. Der Einfachheit halber wird in Folge davon ausgegangen,
dass ausreichend Dünger samt angemessener Feuchtigkeit vorhanden sind und dass die Temperatur den Bedürfnissen der Pflanze angepasst ist.
Grundlegende Gedanken
Licht, wenn es nicht gebündelt ist, hat die Eigenschaft, im Quadrat der Entfernung abzunehmen. So kann es geschehen, dass eine hochwachsende Pflanze an der Spitze optimal versorgt wird, aber in Erdnähe praktisch kein verwertbares Licht mehr vorhanden ist. Um dieser Misere zu entgehen, werden reflektierende Platten oder Folien um die Pflanzen gestellt, damit zumindest ein Teil des Lichtes verwertet werden kann. Ergänzend werden je nach Gegebenheit die Pflanzen so modifiziert, dass sie möglichst stark und durchgängig bestrahlt werden. Das wird dadurch erreicht, indem entweder viele Pflanzen eng nebeneinanderstehend gezogen werden, oder aber eine einzelne Pflanze so beschnitten und gebunden wird, dass diese das Licht optimal aufnehmen kann.
Bei beiden Methoden wird das Licht der eingesetzten Leuchte besser aufgenommen und eine deutliche Ertragssteigerung erreicht.
Sea of Green (SoG)
Diese Methode ist besonders hilfreich, wenn viele kleinere Pflanzen vorhanden sind, die alle ähnlich groß sind. Diese werden dann eng nebeneinander aufgestellt. Bis zu 50 Pflanzen pro Quadratmeter, bei Kleinwuchs auch noch mehr, sind möglich. Gerne werden selbstgezogene Stecklinge für diese Optimierung verwendet. Neben den Ersparnissen, die sich durch den Wegfall der Kosten für das Saatgut ergeben, kann bei blühenden Pflanzen davon ausgegangen werden, dass diese das gleiche chronologische Alter wie die Mutterpflanze haben. Oder mit anderen Worten gesagt: Wenn die Mutterpflanze aufgrund ihres Alters blühen kann, dann können es ihre Ableger auch. Und darum sind entsprechende Stecklinge, sobald sie angeschlagen haben, auch schon reif für die Blütephase.
Nach dem Aufstellen der kleinen Pflanzen, die nicht höher als rund 40 Zentimeter sein sollten, werden diese bedingt durch die Enge nur an ihrer Spitze weiterwachsen. Bei blühenden Pflanzen wird dort eine beachtliche Blüte ausgebildet, die wegen der besseren Lichtzufuhr üppiger ausfällt, als normalerweise üblich.
Während des Wachstums sollten tief liegende Blätter und dünne Ästchen entfernt werden, damit die Pflanze all ihre Kraft in den Haupttrieb stecken kann.
Generell kann diese Methode besonders empfohlen werden, wenn das Platzangebot beschränkt ist. Fehlt es hingegen an einer effizienten Beleuchtung, oder sind die Pflanzen hochwachsend, ist das folgende Verfahren eher geeignet.
Screen of Green (ScroG)
Um mit diesem Ansatz gute Ergebnisse zu erlangen, wird die Spitze der Pflanze am Ende der vegetativen Phase so gekappt, dass die Spitzen der größten Seitentriebe über die Schnittstelle hinausragen. Gerne wird aus dem abgeschnittenen Stück ein Steckling gezogen, das hilft Saatgut sparen. Die verbleibenden Äste werden nun so in ein Maschennetz eingewoben, dass alle Enden auf einer Höhe liegen.
Durch dieses Vorgehen wird gewährleistet, dass das Licht alle Blätter in etwa gleich gut erreicht und somit der Ertrag gesteigert wird. Die Spitzen der Äste werden nämlich wie eigene Pflanzen wachsen und am Ende sieht der »Screen of Green« fast so aus wie ein »Sea of Green«.
Eine Variante des »Screen of Green« ist es, die Pflanzen an einer Art Rankgitter an den Seitenwänden eines Aufzuchtschrankes entlang zu leiten. So wird der vorhandene Platz noch besser genutzt!
Vor- und Nachteile
Die beiden hier vorgestellten Methoden werden immer wieder diskutiert und gegeneinander abgewogen. Zuerst kann gesagt werden, dass eine Pflanze ohne Modifikation den höchsten Ertrag liefern wird. Darum ist eine optimale Ausleuchtung ohne zusätzliche Maßnahmen anzustreben. Allerdings ist die ausreichende Lichtversorgung schon bei wenigen Pflanzen sehr aufwändig. Sie wird daher von Hobbyzüchtern wegen der immensen Anschaffungs- und Betriebskosten gescheut.
Auch ist es so, dass sich ab einem gewissen Lichtstrom bei vielen Pflanzen eine Lichtsättigung einstellt, die nur durch zusätzliche Begasung mit Kohlendioxyd ausgeglichen werden kann. Als Richtwert für eine ausreichende – aber nicht überdimensionierte – Pflanzleuchte kann pro Quadratmeter bestrahlter Fläche eine Speziallampe mit rund 500 Watt Leistung veranschlagt werden. Jede wesentlich stärkere Beleuchtung, spätestens ab einer Leistung von rund 750 Watt, wird sich ohne Begasung nicht mehr linear auf das Ernteergebnis auswirken. Dies gilt zumindest für die sogenannten C3-Pflanzen, zu denen neben vielen Getreidesorten wie Roggen, Hafer, Reis und Weizen auch Hanf zählt.
Wichtig ist, dass die Pflanzen bei beiden Methoden durch einen Lüfter mit frischer Luft versorgt werden. Die Gefahr, dass sich Schimmel bildet, ist sonst zu hoch. Auch darf die Pflanzenleuchte nicht zu tief hängen, damit alle Pflanzen bzw. Triebe gleich gut ausgeleuchtet werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich schnell- und hochwachsende Pflanzen eher mit einem »Screen of Green« kultivieren lassen. Wenn dazu noch eine eher schwache Beleuchtung, also weniger als rund 200 Watt, den Pflanzplatz ausleuchtet, dann ist diese Methode optimal.
Sind die Pflanzen hingegen kleinwüchsig und wachsen verhalten, dann könnte ein »Sea of Green« hilfreicher sein. Kommt zu dem Kleinwuchs noch ein ausgesprochenes Platzproblem, ist die Sache entschieden.
Der Königsweg besteht allerdings bei einer Aufzucht im Innenraum in der Maximierung des Lichtstroms. Mit rund 500 Watt je ausgeleuchtetem Quadratmeter ist ein für C3-Pflanzen sehr gutes Verhältnis von eingesetzter Energie und Ertrag erreicht. Ab dieser Leistung wird das Erntevolumen nicht mehr linear mit dem zusätzlichen Energieaufwand steigen. Wer dennoch stärkere Leuchten einsetzt, der muss über eine Begasung mit Kohlendioxyd nachdenken. Doch dies ist eher etwas für professionelle Anwender, Hobbyzüchter sollten wegen der Risiken davon Abstand nehmen.