Pflanzensubstrate sind die Grundlage für jegliches Wachstum
Fast alle Pflanzen verankern sich mit ihren Wurzeln im Boden. Hier nehmen sie Wasser und zahlreiche lebensnotwendige Stoffe auf, die sie dann in Blatt- und Wurzelwerk, Blüten und Samen umsetzen.
Wir als Gärtner sind nun im Allgemeinen darauf erpicht, möglichst viele Blätter, dicke Wurzeln, prächtige Blüten und viele große Samen – also Früchte – zu erhalten. Was liegt da also näher, als mit dem richtigen Pflanzen Medium wortwörtlich den Boden für optimales Wachstum zu bereiten?
Wer ein bisschen mehr tun möchte, als nur im Supermarkt den billigsten Sack Erde zu kaufen, für den sind einige grundlegende Fakten wichtig:
Die wichtigsten Eigenschaften guter Pflanzensubstrate
Luftdurchlässigkeit – Es muss dauerhaft eine gewisse Menge Luft bis zu den Wurzeln gelangen können. Bei Sauerstoffmangel verfaulen die meisten Pflanzenwurzeln über kurz oder lang, sodass die Pflanze abstirbt.
Strukturstabilität – Auch nach längerer Zeit oder nach dem Wässern sollte das Substrat den Wurzeln weiterhin Halt bieten, damit die Pflanze nicht umfällt. Außerdem kann auch Luft nur zirkulieren, wenn im Medium genügend Hohlräume vorhanden sind. Das Pflanzen Medium darf deshalb auch nach längerer Verwendung nicht verschlämmen oder verdichten.
Gehalt an Nährstoffen und Mineralien – Dieser muss natürlich für jede Pflanzengruppe unterschiedlich sein, je nachdem, ob die Blatt- oder die Blütenbildung angeregt werden soll. Auch stark-, mittel- oder schwachzehrende Pflanzen haben verschiedene Bedürfnisse. Im Substrat fehlende Nährstoffe können allerdings mit dem Gießwasser zugeführt werden.
Welches Pflanzensubstrate haben welche Eigenschaften?
Erde
Pflanzerde ist das bekannteste und älteste Pflanzen Medium, einfach, weil sie im Garten und der Natur vorhanden ist. Wer keine oder keine gute Gartenerde hat, muss zukaufen – wer keinen Garten hat, sowieso.
Dabei lohnt es sich durchaus, auf Qualität zu achten. Billige Erde enthält häufig einen großen Anteil an nur halb verrottetem Material. Dadurch ist sie für Aussaaten von vornherein nicht gut geeignet, weil sie die Keimung und das Wachstum von Keimlingen hemmt. Außerdem neigt diese Erde zum Schimmeln und zu Pilzwachstum. Wer also keine Lust auf viele schöne – leider nicht essbare – Pilzköpfe im Blumentopf hat, der sollte nur hochwertige Erde mit gut verrottetem, reifem Kompost verwenden.
Fertige Erde ist in den meisten Fällen eine Mischung aus Torf, Kompost und Humus mit Dünger und verschiedenen Beimischungen wie Perlite.
Der Torf dient dabei der Wasserspeicherung. Gleichzeitig sorgt er für eine lockere, luftdurchlässige Struktur der Erde.
Humus und Kompost sind ebenfalls für die Wasserspeicherung der Erde wichtig. Ihre größere Bedeutung liegt aber im Nährstoffgehalt. Sie enthalten sozusagen das “Essen“ für die Pflanzen.
Zusätzliche Nährstoffe gibt es über beigemischten Dünger. Der sogenannte NP-Dünger enthält Nitrat (Stickstoff) und Phosphat (Phosphor), die Pflanzen in größeren Mengen benötigen. Auch Kalium, Magnesium und Schwefel werden häufig hinzugefügt, mitunter auch weitere Spurenelemente. Der Dünger kann dabei mineralischen oder organischen Ursprungs sein. Letzterer wird vor allem in Bio-Erde eingesetzt. Bei Aussaaterde muss der Nährstoffgehalt relativ gering sein, damit die zarten Keimlingswurzeln nicht verbrennen. Gemüse- und Blumenerde ist dagegen nährstoffreich, um bestmögliche Ergebnisse zu ermöglichen.
Ganz wichtig für die Verwendung einer Erde ist auch ihr pH-Wert. Er ist ein Maß für den Gehalt an Wasserstoffionen und zeigt an, ob eine Erde sauer, basisch oder neutral ist. Saure Erde mit einem pH-Wert weit unter 7 wird Moorbeet- oder Rhododendronerde genannt und ist für einige unserer besonders beliebten Kulturpflanzen wichtig. Also Rhododendren, Azaleen, Alpenveilchen, Magnolien, Heidekraut und auch die leckeren Heidelbeeren. Rasen dagegen braucht eher basischen Boden, ebenso wie bestimmte Gemüse wie Kohl oder auch Gebirgspflanzen.
Benutzen kann man Erde für die Kultur aller Pflanzen mit Ausnahme von Epiphyten, den baumaufsitzenden Pflanzen, die gänzlich ohne Substrat wachsen. Je sorgfältiger die Pflanzerde dabei den Bedürfnissen der Pflanzen angepasst wird, desto besser werden das Wachstum und die Ernte ausfallen.
Vorteile von Erde als Pflanzen Medium
- Erde ist ein natürliches Substrat, das ohne große Umweltbelastung eingesetzt werden kann.
- Sie kann variabel an verschiedenste pflanzliche Bedürfnisse angepasst werden.
- Gute Erde bietet Pflanzen Halt und Luft und alle Nährstoffe, die sie für üppiges Wachstum brauchen.
- QQualitativ hochwertige Erde kann zu einem mittleren Preis erworben werden.
- Erde ist in jedem Baumarkt und Gartencenter und somit leicht erhältlich. Fachwissen beim Erwerb ist nicht notwendig, da der Anwendungsbereich auf der Verpackung erläutert wird.
Nachteile von Erde als Pflanzen Medium
- Weniger hochwertige Erde enthält oft viel nur halb verrottetes Material, das keimhemmend wirkt und Schimmel- und Pilzbildung fördert.
- Selbst Unkrautsamen können in minderwertiger Erde vorhanden sein und dann im Blumentopf fleißig keimen und wachsen.
- Der Abbau von Torf für Erdmischungen zerstört einzigartige Naturlandschaften, die Hochmoore.
- Erde ist für Hydroponik- und Aquaponik-Systeme nicht geeignet, da sie im Wasserstrom abgeschwemmt werden und die Abflüsse verstopfen würde.
Kokosfaser
Das aus den Fasern der Kokosnüsse hergestellte Substrat wird auch Kokoserde oder Kokostorf genannt. Es ist außerordentlich leicht und wird meistens zu Ballen oder Briketts gepresst verkauft. Zur Verwendung muss es dann mit reichlich Wasser aufquellen.
Kokosfaser kann den Trichoderma-Pilz enthalten und sollte daher sterilisiert sein. Ansonsten ist sie frei von Bakterien und fast allen Pilzsporen, wodurch sie eine ideale Aussaat- und Anzuchterde ergibt. Nährstoffe sind allerdings keine enthalten, weswegen direkt bedarfsgerecht gedüngt werden muss.
Kokosfaser kann als Bodenhilfsstoff eingesetzt werden. In Erdmischungen wie auch allein sorgt sie für eine sehr gute Luftdurchlässigkeit und einen harmonischen Wassertransport. Substrat aus oder mit Kokosfaser zeigt daher immer eine ausgezeichnete Drainage und verhindert so das Verschlämmen und Verdichten rund um die Pflanzenwurzeln.
Von den Eigenschaften ist Kokosfaser mit Torf vergleichbar und ersetzt diesen auch zunehmend in Erdmischungen, um die Moore zu bewahren. Auch der pH-Wert der Kokosfaser liegt ähnlich dem von Torf im sauren Bereich und muss deshalb bei Bedarf durch (Kalk-)Zugaben erhöht werden.
Vorteile von Kokosfaser als Pflanzen Medium
- Die gepressten Ballen und Briketts sind leicht zu transportieren. Das Fertigstellen mit Wasser erfolgt direkt vor Ort bei der Pflanzung.
- Kokosfaser kann Torf in Erdmischungen ersetzen und so den weiteren Abbau der Hochmoore verhindern.
- Bis auf wenige Ausnahmen ist Kokosfaser frei von Bakterien, Unkrautsamen und Pilzsporen. Aus diesem Grund schimmelt es auch bei langer oder feuchter Lagerung nicht.
- Substrat aus oder mit Kokosfaser ist äußerst luftdurchlässig und leitet gut das Wasser.
Nachteile von Kokosfaser als Pflanzen Medium
- Unzureichend sterilisierte Kokosfaser kann Trichoderma-Pilzsporen enthalten.
- Schlecht aufbereitete Koksfaser kann zu hohe Salzkonzentrationen aufweisen.
- Anders als Humus oder Kompost enthält Kokosfaser keine Nährstoffe und muss daher kontinuierlich aufgedüngt werden.
- Der Transport von Kokosfaser aus den Kokos-Anbaugebieten ist relativ energieaufwendig und daher schlechter für die Umwelt als Substrate aus regionaler Herstellung.
Steinwolle
Steinwolle wurde und wird ursprünglich zur Dachdämmung eingesetzt. Hergestellt wird sie, wie der Name bereits andeutet, aus Gestein, das geschmolzen und aufgefasert wird. Das bei diesem Vorgang entstehende Vlies ist extrem leicht, da es nur 3 bis 5 Prozent Trockensubstanz enthält. Der Rest ist also quasi in Poren eingeschlossene Luft. Aufgrund dieser enormen Porenmenge hat Steinwolle eine bis zu 90-prozentige Wasseraufnahmefähigkeit.
Durch das Gestein als Ausgangsmaterial und die hohen Temperaturen bei der Herstellung ist Steinwolle steril. Es sind also weder Keime noch Pilzsporen oder fruchtbare Unkrautsamen enthalten. Dies macht Steinwolle zu einem idealen Anzuchtmedium. Die angebotenen Pflanzwürfel und Anzuchtmatten ermöglichen so eine optimierte, keimfreie Aussaat und Stecklingsvermehrung.
Natürlich ist Steinwolle nicht nur frei von Keimen, sondern auch von Nährstoffen, was eine zielgerichtete Düngung nötig macht. Das porenreiche Gewebe fördert dabei ein besonders kräftiges Wurzelwerk, das die Nährstoffe optimal aufnehmen kann. Auch die Drainage funktioniert in der Steinwolle problemlos, sodass keine Staunässe auftritt.
Durch die steinerne Grundlage weist Steinwolle einen relativ hohen pH-Wert von 7,5 bis 8,5 auf. Dieser kann bei Bedarf aber leicht durch sauren Dünger an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden.
Ihre Sterilität und die guten Struktureigenschaften machen Steinwolle zu einem beliebten Pflanzen Medium in der erdfreien Anbaumethode Hydroponik und der Aquaponik (bei der die Kultivierung von Gemüse und Fischen kombiniert wird). Generell wird sie gern im indoor growing eingesetzt, wo Pflanzen auf Steinwollmatten unter (LED-)Pflanzenlicht hervorragend gedeihen.
Vorteile von Steinwolle als Pflanzen Medium
- Absolute Sterilität garantiert Freiheit von Keimen, Pilzsporen und fruchtbaren Unkrautsamen.
- Durch ihren extrem hohen Porenanteil zeigt die Steinwolle eine enorme Wasser- und Luftdurchlässigkeit.
- Ihre stabile Struktur ermöglicht den Einsatz von Steinwolle im erdfreien Anbau, der Hydroponik, und der verwandten Aquaponik.
Nachteile von Steinwolle als Pflanzen Medium
- Die hohen Temperaturen bei der Herstellung von Steinwolle machen diese zu einem sehr energieaufwendigen Verfahren.
- Steinwolle enthält keine Nährstoffe und muss daher immer wieder aufgedüngt werden.
- Der hohe pH-Wert der Steinwolle muss bei Bedarf gesenkt werden.
Blähton
Zur Herstellung von Blähton wird Ton gemahlen, zu Granulat verarbeitet und bei über 1000 °C gebrannt. Die entstehenden Kügelchen haben zahlreiche Poren und enthalten daher viel Luft. Dadurch bilden sie ein ideales Substrat für Pflanzen.
Die erdfreie Hydrokultur auf Blähton gibt es schon seit Jahrzehnten. Sie ist besonders für Schimmelpilzallergiker geeignet, denn normale Pflanzerde enthält eigentlich immer einen gewissen Anteil an Schimmelsporen. Nicht so der Blähton, der wie die Steinwolle durch die hohen Temperaturen beim Herstellungsprozess steril und frei von fruchtbaren Samen ist.
Durch seine Porenstruktur fördert der Blähton, wieder wie die Steinwolle, die Entwicklung eines kräftigen, komplexen Wurzelwerks. Er ist allerdings pH-neutral und kann daher in jede beliebige Richtung saurer oder basischer gemacht werden.
Auch beim Blähton ist eine bedarfsgerechte Düngung unabdingbar, da er keine verfügbaren Nährstoffe enthält.
Vorteile von Blähton als Pflanzen Medium
- Absolute Sterilität garantiert Freiheit von Keimen, Pilzsporen und fruchtbaren Unkrautsamen.
- Durch den hohen Porenanteil zeigt Blähton eine sehr gute Wasser- und Luftdurchlässigkeit.
- Der neutrale pH-Wert erlaubt ein problemloses Einstellen des Blähtons in die saure oder basische Richtung.
- Die stabile Struktur ermöglicht den Einsatz von Blähton im erdfreien Anbau, der Hydroponik, und der verwandten Aquaponik.
Nachteile von Blähton als Pflanzen Medium
- Die hohen Temperaturen bei der Herstellung von Blähton machen diese zu einem sehr energieaufwendigen Verfahren.
- Blähton enthält keine Nährstoffe und muss daher durchgehend aufgedüngt werden.
- Aufgrund der energieaufwendigen Herstellung liegt der Preis von Blähton etwas höher als zum Beispiel bei Erde.
Aeroponik als Anbau ohne Pflanzen Medien
Bei der Aeroponik werden Pflanzen gänzlich ohne Medium kultiviert. Sie werden in Pflanzwannen befestigt und ihre Wurzeln hängen frei herunter. Von unten wird über (Hochdruck- oder Ultraschall-)Düsen ein kontinuierlicher Nährstoff-Wasser-Nebel erzeugt, der die Wurzeln einhüllt. Da dieser Nebel zusätzlich noch sehr sauerstoffreich ist, wird das Wurzelwachstum enorm gefördert. Deshalb ist die Aeroponik auch in der Stecklingsbewurzelung eine beliebte Methode.
Der Wasser- und Nährstoffverbrauch ist bei der Aeroponik unerreicht niedrig, allerdings erfordert sie hohes Fachwissen und ist ziemlich kostspielig. Durch zusätzliche intensive Pflanzenbeleuchtung kann der Ertrag bei der Aeroponik ebenso gesteigert werden wie bei allen anderen indoor Anbaumethoden.
Vorteile der Aeroponik als Anbaumethode ohne Pflanzen Medium
- Der Wasser- und Nährstoffverbrauch ist niedriger als bei der Verwendung von Pflanzen Medien.
- Durch den sauerstoffreichen Nebel wird das Wurzelwachstum extrem gefördert, daher funktioniert sie auch ausgezeichnet in der Stecklingsbewurzelung.
Nachteile der Aeroponik als Anbaumethode ohne Pflanzen Medium
- Die Aeroponik ist nur mit viel Know-how und großem finanziellem Aufwand durchführbar, da umfangreiche Technik und ständige Überwachung nötig sind.
- Wie bei allen erdfreien Anbaumethoden soll das Aroma angebauter Pflanzen weniger intensiv sein als bei Erd-Anbau.