Pflanzenschädlinge sind ein Ärgernis bei der Zucht von Nutz- und Zierpflanzen. Sie können die harte Arbeit von Monaten binnen Tagen zunichte machen, wenn nicht ausreichend schnell gehandelt wird. Glücklicherweise lassen sich alle Schädlinge bekämpfen und dies gelingt umso besser, wenn sie früh erkannt werden.
Schädlingsbefall ist selten ein Zeichen von Vernachlässigung, sondern können in vielen verschiedenen Formen auftreten. Entweder sie sind eingeschleppt, von anderen Pflanzen übertragen oder besiedeln das Erdreich und die nahe Umgebung. Vitale Pflanzen leiden unter ihnen und zeigen schon schnell Anzeichen der Schwächung.
Allgemeines zur bekämpfung der Pflanzenschädlinge
Pflanzenschädlinge lassen sich meist nur direkt erkennen, wenn sie an Blättern oder Trieben parasitieren. Wurzelschädlinge zeigen sich dennoch auch in Symptomen oder beim Gießen.
Wenn die Pflanze Blätter einrollt, fleckig wird, einzelne Teile verwelken oder andere Zeichen mangelnder Gesundheit auftreten, sollte sie untersucht werden. Hierfür kommen eine Lupe und gutes Licht – auch zu erreichen mittels einer guten Pflanzenlampe – in Betracht. Werden Schädlinge erkannt, sollte die Pflanze für die Dauer der Bekämpfung fernab von den anderen Pflanzen stehen, um ein Übersiedeln zu verhindern. Gerade beim gezielten Anbau von Zimmerpflanzen in Reihen besteht dieses Risiko.
Der erste Schritt ist bei oberirdisch parasitierenden Pflanzenschädlingen immer ein kräftiges Abspülen der Pflanze, das mehrfach alle paar Tage wiederholt wird. Dabei sollten Topf, Erde und Stamm in Plastikfolie verpackt werden, um ein Ausschwemmen der Erde zu verhindern. Den Blattunterseiten sollten beim Abspülen besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Wärme und trockene Luft befeuern zudem die Entwicklung vieler in Folge angesprochener Parasiten. Eine hochwertige Pflanzenbeleuchtung ist also besser geeignet, da sie die Luft nicht so sehr aufheizt. Zudem sollte der Raum auch eine angemessene Luftfeuchtigkeit aufweisen und zudem ausreichend belüftet sein.
Gesundheitlich unbedenkliche Mittel sind starken Giften bei der Bekämpfung der Schädlinge vorzuziehen. Es kann der Fall auftreten, dass dies allerdings nicht genügt. Entsprechend können potentere Pflanzenschutzmittel notwendig werden. Sie sollten nach Möglichkeit allerdings ungefährlich für Bienen sein, insofern die Pflanzen draußen stehen und blühen.
Sollten die vorgestellten Maßnahmen also scheitern, kann zu Spritzmitteln oder Pflanzenschutzmittelstäbchen gegriffen werden. Für alle oberirdisch lebenden Parasiten eignen sich Spritzmittel auf Ölbasis, da diese die Schädlinge ersticken. Vorsicht ist dennoch geboten, da diese Mittel auch die Spaltöffnungen der Blätter verkleben können.
Systemisch wirkende Mittel sind Gifte, die in der Pflanze durch eine Aufnahme über die Wurzeln verteilt werden. Entsprechend erreichen sie auch versteckt lebende Schädlinge.
Blattläuse, Schildläuse und Wollläuse
Alle drei haben gemeinsam, dass sie die Pflanze anstechen und ansaugen. Dies schwächt vor allem junge Triebe, kann mit der Zeit aber zum Absterben älterer Pflanzenteile führen. Diese Schädlinge sind also besonders gefährlich im Bezug auf die Blütenbildung und das Wachstum junger Pflanzen. Zudem scheiden sie Honigtau (zuckerhaltiges Sekret mancher saugender Insekten) aus, welcher gern von Schimmel befallen wird.
Nach dem obligatorischen Abduschen der Pflanzen können diese auch für einige Stunde unter Wasser getaucht werden. Dabei sollte der Erdballen wasserdicht verpackt werden. Blattläuse ertrinken innerhalb von zwei bis drei Stunden, Schildläuse (zu erkennen an den dunklen Ausbuchtungen an Stamm und Ästen von wenigen Millimetern Größe) können diese Prozedur überleben. Wollläuse ertrinken oder verkleben mit der von ihnen ausgeschiedenen »Wolle«.
Anschließend sollten vorhandene Leichen und Rückstände der Parasiten abgewischt werden. In Alkohol getränkte Wattestäbchen lösen dabei auch die Schilde der Schildlaus effizient. Ein erstes Überwischen aller Pflanzenteile kann auch mit einem Lappen, der in einer Alkohol oder Seifenlauge getränkt wurde, erfolgen. Pflanzen reagieren allerdings unterschiedlich auf das Abwischen, darum sollte mit Rücksicht auf das Blattwerk verfahren werden.
Durch das Sauberwischen werden zudem einige Larven und Eier entfernt, leider aber nicht alle. Entsprechend sollte diese Prozedur für mindestens zwei Wochen alle paar Tage wiederholt werden, damit auch alle Tiere der nächsten Generation vor Eintritt der Geschlechtsreife vernichtet werden.
Spinnmilben
Spinnmilben gehören zu den gefährlichsten Pflanzenschädlingen, denn den Befall sieht man häufig erst, wenn es fast schon zu spät ist. Blätter entfärben sich mit der Zeit, da die Milben, die weiß, rot oder gelb sein können, diese, Zelle für Zelle, von der Blattunterseite her aussaugen. Die Schädlinge lieben auch junge Triebe und lassen diese durch das Aussaugen verkrüppeln. Zu den namensgebenden Gespinsten kommt es erst bei fortgeschrittenem Befall.
Gerade Spinnmilben profitieren von einer übermäßig warmen Pflanzenbeleuchtung, da sie es heiß und trocken mögen.
Vor dem kräftigen Abspülen und Abwischen, kommt eine Kur aus Seifenlaugen- und Alkoholmischungen infrage. Hierfür werden jeweils 30 ml Spülmittel und 30 ml Reinigungsalkohol in einen Liter Wasser gegeben. Die Lösung wird aufgesprüht, wobei Blattunterseiten besonders zu berücksichtigen sind.
Alternativ kann die Pflanze auch für mindestens vier Tage luftdicht verpackt werden. Die entstehende Luftfeuchtigkeit ist Gift für den Schädling. Allerdings ist dieses Verfahren riskant, denn es fördert die Schimmelbildung.
Alle Maßnahmen haben den Nachteil, dass sie nicht die Eier betreffen. Systemisch wirkende Pflanzenschutzmittel sollten also eingesetzt werden, wenn Interesse besteht, die Pflanze zu retten. Sie sollten für mindestens vier Wochen angewendet werden – auch wenn kein Befall mit bloßem Auge mehr zu sehen ist. Verschiedene Sprays und andere Mittel sollten kombiniert werden, da einige Exemplare die jeweiligen Gifte besser vertragen als andere. Ultima Ratio ist im Falle eines Spinnmilbenbefalls das Entsorgen der Pflanze durch Verbrennung.
Einem Befall vorbeugend ist hingegen eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit. Gerade im Winter, wenn geheizt wird, sollte diese also sichergestellt werden. Ein Herunterregulieren von Pflanzenlampen, die das Wachstum beschleunigen sollen, ist der Gefahr eines Spinnmilbenbefalls daher vorzuziehen.
Thripse
Sie zeigen ein ähnliches Schadbild wie Spinnmilben, aber es kommen noch die schwarzen Flecken an den Blättern hinzu. Insgesamt sind Thripse harmlos: Sie halten sich vor allem an den Blattunterseiten auf und saugen an den Blättern. Ein Abduschen der Pflanze mit lauwarmen Wassern beseitigt sie effektiv, wenn dies über mehrere Wochen wiederholt wird. Wichtig ist, dass die Erde dabei bedeckt ist, da die Thripse sonst einfach wieder in den Topf fallen. Die Pflanze wird einmal wöchentlich so oft gewaschen, bis keine Rückstände der kleinen Schädlinge mehr zu sehen sind.
Ausnahmen treten in den Fällen auf, in denen die länglichen, kaum zwei Millimeter langen Tiere sich bereits in Blättern oder Blattspalten eingenistet haben: Hier helfen meist nur systemische Präparate.
Minierfliegen
Die Larven der Minierfliege zeigen ein ganz typisches Schädlingsbild: Feine, unregelmäßige Gänge in den Blättern, die gut sichtbar sind. Betroffene Blätter können einfach abgerissen und verbrannt werden. Meist verbreitet sich dieser Schädling nur sehr lokal in der Pflanze, was alle anderen Methoden zur Bekämpfung überflüssig macht.
Systemisch wirkende Gifte müssen nur eingesetzt werden, wenn die meisten Blätter befallen sind und befürchtet wird, dass die Pflanze das Rupfen aller Blätter nicht übersteht.
Trauermücken
Trauermücken sehen auf den ersten Blick aus wie Fruchtfliegen. Allerdings sind sie wirklich mit den Mücken verwandt, das bei genauerer Betrachtung auch deutlich wird. Finden sich zudem glasigweiße Larvenhüllen, ist ein Befall mit diesem gefährlichen Schädling wahrscheinlich. Die kleinen Larven fressen die Wurzeln und schädigen die Pflanze stark. Heimtückisch ist, dass die Schäden an der Pflanze erst nach einiger Zeit sichtbar werden, diese dafür aber sehr umfangreich sind. Sofortige Gegenmaßnahmen sind daher unabdingbar. Übrigens mögen die Trauermücken Staunässe besonders gern.
Gegen die weitere Fortpflanzung hat sich eine etwa drei Zentimeter dicke Sandschicht auf der Blumenerde bewährt. Auch das Gießen mit verdünntem Kaffee, etwa eine halbe Tasse je Liter, soll Wirkung zeigen.
Bei starkem Befall ist eine Bekämpfung mit Nematoden der Art Steinernema feltiae angebracht. Die mikroskopisch kleinen Fadenwürmer suchen im Erdreich nach den Larven und töten sie.
Wurzel- und Blattälchen
Sieht die Pflanze ungesund aus und entwickelt sich nicht weiter, können, insofern keine anderen Schädlinge gefunden werden, die Wurzelälchen schuldig sein. Sie leben zwischen den Zellen der Pflanzenwurzeln und lassen diese durch abfaulen und durch Verkrüppelungen funktionslos werden.
Die einzige Rettung der Pflanze ist das Erzeugen von Stecklingen der oberirdischen Teile. Substrat und restliche Pflanzenteile müssen entsorgt werden.
Blattälchen parasitieren hingegen in den Blättern und Blattstängeln. Die Symptomatik besteht in glasigen Stellen an den Blättern, die schließlich braun werden.
Einzelne befallene Blätter können entfernt werden. Zudem sollte das Gießen der Pflanze für einige Zeit eingestellt werden (solange, wie sie es verträgt), da die Nematoden sich im Wasser fortbewegen. Stark befallene Pflanzen sollten vernichtet werden.
Weiße Fliegen
Die Weiße Fliege ist ein Verwandter der Blattlaus, kann allerdings fliegen und sich so schnell verbreiten. Sie mag es warm und feucht (ab 23 Grad Celsius bei mehr als 70 Prozent Luftfeuchtigkeit gedeiht sie am besten) und saugt an den Blattunterseiten, wodurch sie gelbe Flecken hinterlässt. Die Tiere sind gut zu sehen, denn sie fliegen auf, wenn sie gestört werden.
Erfolge gegen diesen Schädling versprechen Gelbsticker (Insektenklebefallen) und systemische Gifte.