Immer wieder flammen neue hitzige Diskussionen darüber auf, welches Licht nun für das Pflanzenwachstum optimal ist. Wenn in Innenräumen aufgezogen wird, hat diese Frage durchaus ihre Berechtigung. Die eine Seite argumentiert, dass ein Pflanzenlicht, die Licht ähnlich dem Sonnenlicht ausstrahlt, das Beste wäre. Die andere Seite verweist auf die Photosynthese und setzt sich für rot-blaues Licht ein. Dazu kommen ebenso heftige Auseinandersetzungen um die Leistungsmerkmale der Pflanzenleuchten.
Mal wird die Leistung in Lux oder Lumen angegeben, ein anderes Mal in PAR bzw. µmol/(s·m²) oder µmol/s. In den folgenden Abschnitten wird möglichst einfach erklärt, was die Angaben bedeuten und wie der Anwender diese zu interpretieren hat.
Die Lichtleistung des Pflanzenlicht
Gleich zu Anfang kann festgehalten werden, dass sich die Informationen in Lux oder Lumen auf die Wahrnehmung durch das menschliche Auge beziehen. Diese Werte sagen nichts darüber aus, wie viel von dem ausgestrahlten Licht von einer Pflanze verwertet werden kann. Darum geben seriöse Anbieter stets die Leistung der Leuchte in µmol/s photosynthetisch aktiver Strahlung (PAR) an. Diese Zahl sagt aus, wie viel verwertbares Licht die Lampe insgesamt ausstrahlt.
Davon abgeleitet ist die Angabe in µmol/(s·m²). Diese gibt an, wie viel nutzbares Licht auf eine bestimmte Fläche projiziert wird. Auch hier tricksen viele Anbieter, indem sie die Leuchtkraft ihrer Lampe schönrechnen. Oft finden sich Beschreibungen, in denen – nur als Beispiel – steht, dass eine Leuchte eine Photonenflussdichte von 1750 µmol/(m²·s) in 25 Zentimeter Abstand emittiert. Diese Angabe ist allerdings irreführend, weil sie nichts darüber aussagt, wie viel Licht insgesamt ausgestrahlt wird.
Spätestens hier stellt sich die Frage, wie eine aussagekräftige Angabe zur Lichtleistung aussieht. Sie enthält die aufgenommene Leistung der Leuchte in Watt, die für die Pflanze verwertbare Strahlung und die für den Anbau empfohlene Fläche.
Ein Beispiel:
Leistungsaufnahme: 210 Watt
Photonenstrom (PAR): 310 µmol/s
Photonenstrom pro Watt (PAR): 1,48 µmol/s
Optimale Fläche: 0,75 Quadratmeter (413 µmol/(s·m²))
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Mit diesen Informationen kann der Züchter Lampen verschiedener Anbieter vergleichen. Er hat alle nötigen Werte, um die passende Pflanzleuchte zu finden. Händler, die diese Informationen nicht bereitstellen, wissen meist nicht, was sie verkaufen. Manche möchten sogar die schlechte Qualität ihrer Produkte kaschieren, was bei fernöstlichen Anbietern oft der Fall ist.
Das Spektrum des Pflanzenlicht
Neben der reinen Lichtleistung hat das Spektrum auch noch einen Einfluss auf den Pflanzenwuchs. Blaulastige Spektren fördern einen dichten, kompakten Wuchs und rotlastige Spektren begünstigen die Blütenbildung. Spektren im gelb-grünen Bereich können von den Pflanzen kaum verwertet werden und werden darum abgestrahlt. Das ist der Grund, warum Pflanzen grün erscheinen.
Eine Leuchte, die vorwiegend gelb-grünes Licht abstrahlt, ist für die Aufzucht ungeeignet. Früher hatten Züchter kaum Auswahl und griffen darum auf die suboptimalen Metalldampflampen zurück. Diese strahlen zwar in einem Bereich, der für das menschliche Auge gut zu erfassen ist, aber Pflanzen wachsen darunter langsamer. Heute empfehlen sich Pflanzenleuchten auf LED-Basis der neuesten Generation. Diese sind teilweise doppelt so effizient wie Metalldampflampen und stellen eine reiche Ernte sicher. Selbst die neuesten LED-Leuchten, die natürliches Licht ausstrahlen, haben exzellente Werte und stellen althergebrachte Lösungen in den Schatten.
Fazit
Bei der Auswahl einer Leuchte sollte der Anwender auf eine transparente Produktbeschreibung achten. Dabei sind Werte über 2,0 µmol/s Photonenstrom pro Watt Aufnahmeleistung unrealistisch. Keine derzeit in Serie hergestellte Pflanzenlampe überschreitet diese Leistung. Ähnlich verhält es sich mit Lampen, die angeblich mit niedriger Leistung eine relativ große Fläche ausleuchten. Pro Quadratmeter werden mindestens 200 Watt Aufnahmeleistung benötigt, um diese Fläche optimal zu beleuchten. Auch der Preis pro Watt ist ein Indiz für die Qualität. Gute Leuchten kosten rund drei Euro pro Watt Aufnahmeleistung. LED-Leuchten, die deutlich günstiger sind, verwenden minderwertige LEDs oder haben falsche Leistungsangaben.
Auch bei Angaben zur Photonenflussdichte ist Vorsicht geboten, wenn diese nicht zusammen mit der bestrahlten Fläche angegeben ist. Natürlich kann eine Lampe – in diesem Fall die Solaris – in 10 Zentimeter Abstand gut und gerne 3000 µmol/(s·m²) emittieren. Doch die ausgeleuchtete Fläche ist in dieser Entfernung mit 0,1 m² lächerlich gering. Der scheinbar so hohe Wert wird sich bei genauer Betrachtung relativieren. Leuchtet nämlich die Lampe genau einen Quadratmeter aus, emittiert sie auf dieser Fläche 300 µmol/(s·m²) verwertbare Strahlung.
Zusätzlich hilft ein Blick auf das verwendete Spektrum. Gut konstruierte Leuchten haben ihren Schwerpunkt im rot-blauen Spektrum mit Leistungsspitzen um 650 Nanometer (rot) und 440 Nanometer (blau). Dabei helfen blaulastige Spektren beim Wuchs und rotlastige Spektren bei der Blütenbildung. Ausgewogene Leuchten für alle Wuchsphasen haben oft ein Verhältnis von 3:10, strahlen also mehr im roten Bereich. Dazu kommen noch LEDs, die im ultravioletten und infraroten Spektrum leuchten. Diese verhindern einerseits Schimmelbefall und helfen anderseits bei der Blütenbildung.