Die Hanfpflanze – ein virtuoses Multitalent
Die Hanfpflanze mit dem wissenschaftlichen Namen Cannabis ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Und genauso lange wird bereits über Gefährlichkeit und Nutzen der Pflanze gestritten. Ob Cannabis nun hilfreiches Medikament, harmloses Rauschmittel oder doch gefährliche Droge ist – daran scheiden sich nach wie vor die Geister.
Wir haben hier allerlei Fakten, Wissenswertes und Kurioses über Hanf für Dich zusammengetragen und laden Dich ein, uns auf einer interessanten und bisweilen auch vergnüglichen Reise zu begleiten. Viel Spaß beim Lesen!
Kleine Geschichte des Hanfs
Die Hanfpflanze spielte schon im vorchristlichen China eine wichtige Rolle – und nicht nur aufgrund ihrer berauschenden Wirkung. Cannabis fand in der chinesischen Heilkunst Verwendung und war häufige Grabbeigabe. Der älteste Fund von Cannabis lässt sich auf 700 v. Ch. datieren. Das Rauschmittel wurde in einem Grab gefunden – offenbar sollte es den dort Bestatteten sanft in andere Welten begleiten. Dass Marihuana auch in der indischen Kultur schon vor Jahrtausenden zu medizinischen und rituellen Zwecken verwendet wurde, ist durch Hinweise in schriftlichen Dokumenten hinlänglich belegt. Scheinbar diente Cannabis als hilfreiches Mittel, um sich mit den Göttern in Verbindung zu setzen.
Mit dem ersten Kreuzzug gelangte die Hanfpflanze um 1100 auch nach Europa, wo sie sogleich in den Klostergärten kultiviert wurde. Auf diesem Weg fand Cannabis Eingang in die Volksmedizin. Es wurde vor allem bei Rheuma und Bronchialerkrankungen eingesetzt, diente aber auch als Opiumersatz bei starken Schmerzen. In den folgenden Jahrhunderten war die Hanfpflanze aus den Kräuterbüchern der Heilkundler und Ärzte nicht mehr wegzudenken. Mal wurde Cannabis gegen Epilepsie eingesetzt, mal bekämpfte es Migräne, mal Neuralgien oder Schlafstörungen.
Die staatlich abgesegnete pharmakologische Verwendung von Cannabis als Arzneimittel, die uns heute als Neuerung präsentiert wird, ist keineswegs etwas Neues. Bis zum Jahr 1900 waren Cannabispräparate in den USA die am häufigsten verkauften Schmerzmittel und machten die Hälfte aller verkauften Arzneimittel aus. Doch wir müssen gar nicht über den großen Teich schauen, um Erstaunliches zu finden. In „good old europe“ waren zwischen 1850 und 1950 über 100 cannabishaltige Medikamente auf dem Markt, die jedermann ganz legal erwerben konnte. Später wurden sie mehr und mehr von synthetisch hergestellten Medikamenten der Pharmakonzerne abgelöst.
Allroundtalent Hanf
Cannabis ist ein wahrer Alleskönner, denn nahezu alle Teile der Hanfpflanze lassen sich für verschiedenste Zwecke verwenden. Die langen robusten Fasern der Stängel gelten als unverwüstlich – kein Wunder, dass sie als wertvoller Rohstoff für Seile, Taue, Segeltuch und Textilien aller Art dienen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde auch Papier aus der Hanfpflanze hergestellt. Ein echtes Kuriosum: Sogar die berühmte Gutenbergbibel war auf Papier gedruckt, das von der Hanfpflanze stammte. Und auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurde auf Hanfpapier festgehalten!
Neben ihrer Verwendung als Rauschmittel ist die Hanfpflanze wegen der vielseitigen Nutzung und unkomplizierten Zucht hochgeschätzt. Die pflegeleichte und schädlingsresistente Pflanze liefert unter anderem sehr fetthaltige Samen für die Ölproduktion. Hanföl wird aufgrund seines hohen Gehalts an gesundheitsfördernder Linolsäure als wertvolles Speiseöl geschätzt. Hanffasern sind Grundlage für strapazierfähige Kleidung und werden von der Bauindustrie als Isolierung und Dämmstoff verwendet. Sogar unsere gefiederten Hausgenossen wissen nahrhafte Hanfsamen in ihrer Futtermischung zu schätzen. Allerdings werden diese Samen deine Vögel nicht zu außergewöhnlichen Gesangseinlagen beflügeln, denn sie stammen von einer abgespeckten Version der Hanfpflanze. Industriellem Nutzhanf wurde wohlweislich die berauschende Wirkung weggezüchtet.
Hanf – was ist das?
Natürlicher Hanf (Cannabis sativa L.) ist eine einjährige getrenntgeschlechtliche Pflanze. Das heißt: Weibliche und männliche Blüten sind in der Regel auf verschiedenen Pflanzen zu finden. Ausnahme ist der Nutzhanf. Für diesen Zweck wurden aus erntetechnischen Gründen zweigeschlechtliche Hanfpflanzen gezüchtet. Männliche und weibliche Pflanzen sind leicht auseinanderzuhalten. Während männliche Blüten Rispen bilden, zeigen weibliche Hanfblüten eher traubenartige Blütenstände. Das psychoaktive Rausch erzeugende Cannabinoid THC (Tetrahydrocannabiol) wird allerdings nur von weiblichen Hanfpflanzen produziert. In der männlichen Pflanze kommen diese Wirkstoffe nur in verschwindend geringer Konzentration vor. Die Hanfpflanze ist über den ganzen Erdball verbreitet und kommt in ihrem natürlichen Habitat sowohl in gemäßigten als auch in tropischen Zonen vor. In der Natur werden die Blüten durch den Wind bestäubt.
Hanf als Rauschmittel
Die Hanfpflanze wird seit Menschengedenken auch als Rauschmittel eingesetzt. Für die berauschende und entspannende Wirkung sind Cannabinoide (THC) und Cannabidiole (CBD) verantwortlich. Die potenten Wirkstoffe sind in den harzhaltigen Blütentrauben und den blütennahen kleinen Blättern der weiblichen Hanfpflanze enthalten. Getrocknet und zerkleinert werden diese Bestandteile der Pflanze zu Marihuana. Haschisch wiederum wird aus dem extrahierten und gepressten Harz der weiblichen Blütenstände gewonnen.
Was Botaniker als Cannabis sativa L. bezeichnen, lässt sich in drei Hauptgattungen unterteilen: Cannabis sativa, Cannabis indica und Cannabis ruderalis. Sie sind sozusagen die „Urmütter“, aus denen im Laufe der Zeit durch Kreuzung viele Hundert Hanfsorten entstanden sind. Die einzelnen Gattungen unterscheiden sich nicht nur in THC- und CBD-Gehalt und Wirkung, sondern auch in Aussehen, Geruch und Wuchsform. Wir stellen Dir die Mütter der psychedelischen Entrückung einmal näher vor.
Die Anregende Hanfpflanze – Cannabis sativa
Diese Wärme liebende Art stammt ursprünglich aus äquatornahen tropischen Regionen. Die Sativa schmückt sich mit einem Blattfächer aus langen schmalen Blättern, wie wir sie aus dem Hanflogo kennen. Im Wuchs übertrifft die Sativa ihre kleinen Schwestern um Längen. Selbst während der relativ langen Blütezeit von 9 bis 12 Wochen wächst sie unbeirrt weiter und kann drei Meter Höhe erreichen. Der Abstand zwischen den Zweigachsen ist recht groß, dementsprechend offen und licht ist das Erscheinungsbild. Die Sativa verströmt einen unverwechselbar süßen Geruch und besitzt einen hohen Anteil an Rausch erzeugenden Cannabinoiden (THC). Typische Vertreter der Sativa sind alle Haze-Sorten.
WIRKUNG: Cannabis sativa ist anregend, motivierend und sinnesschärfend und sorgt für ein geistiges „High“. Die Hanfsorte Sativa macht eher wach als müde und fördert die Konzentrationsfähigkeit. Mitunter kann die Sorte bewusstseinserweiternd wirken. Der Genuss regt häufig den Appetit an.
Die Entspannende Hanfpflanze – Cannabis indica
Wie schon ihr Name vermuten lässt, stammt die Indica aus dem ostasiatischen Raum und ist vor allem in Indien, Nepal und Afghanistan zu Hause. Das Blätterwerk der Indica ist sehr dicht und weist ein tiefdunkles Grün auf. Die Blattfächer bestehen aus breiten und stark gezahnten Blättern. Die Zweige sitzen am Stamm wesentlich dichter beieinander als bei der Sativa. Dadurch zeigt die Indica einen kompakten dichten Wuchs. Sobald die Blütezeit beginnt, stellt die Pflanze das Höhenwachstum ein und steckt alle Kraft in die Blütenbildung. Deshalb bleibt die Hanfsorte eher klein. Die Indica kommt zwar früher zur Blüte als die Sativa, doch ist die Blütezeit mit 7 bis 9 Wochen wesentlich kürzer. Die Sorte bildet kompakte besonders harzhaltige Blüten aus – sogar die umliegenden Blätter sind damit überzogen. Dementsprechend intensiv und kräftig ist auch der Geruch der Pflanze. Allerdings tritt die Süße hier deutlich zurück. Klassiker der Indicafamilie sind zum Beispiel Afghan oder Skunk.
WIRKUNG: Die Hanfart Indica enthält große Mengen Cannabidiol (CBD), das kaum psychoaktiv ist und eher für ein körperliches „High“ sorgt. Indica hat eine entspannende und beruhigende Wirkung und löst ein körperliches Wohlgefühl aus. Allerdings kann der Genuss mitunter müde machen. Indica wirkt schmerzdämpfend und entzündungshemmend. Deshalb ist diese Hanfsorte auch gut für medizinische Zwecke geeignet. Der Genuss schärft außerdem die haptische und auditive Sinneswahrnehmung. Berührungen, Geräusche und Musik werden wesentlich intensiver wahrgenommen. Die Inhaltsstoffe der Indica wirken stark appetitanregend und lösen bisweilen Heißhungerattacken aus.
Die Kleinwüchsige Hanfpflanze – Cannabis ruderalis
Diese Hanfsorte weist einen sehr niedrigen Gehalt an Cannabinoid (THC) und Cannabidiol (CBD) auf. Daher ist die Ruderalis kaum für die Rauscherzeugung und die medizinische Anwendung geeignet. Doch besitzt sie andere geschätzte Eigenschaften, die sie für Kreuzungen interessant machen. Da die Ruderalis aus eher lichtarmen und kühlen Regionen wie Osteuropa und Russland stammt, ist die Pflanze nicht auf eine deutliche Veränderung der Lichtverhältnisse angewiesen, um zur Blüte zu kommen. Ruderalis beginnt sehr früh und nahezu ohne äußere Einflüsse automatisch zu blühen. Ruderalis besitzt einen fünffingrigen Blattfächer mit gedrungenen Blättern und bleibt im Wuchs wesentlich kleiner als ihre großen Schwestern. Aufgrund der genetisch festgelegten frühen Blütezeit und des kleinen Wachstums wird Ruderalis gerne mit Indica und Sativa gekreuzt.
Um verschiedene Eigenschaften der Hanfarten miteinander kombinieren zu können, wurden zahllose Hybridformen gezüchtet. Sie heißen White Widow und Misty oder tragen Namen wie Moby Dick, Super Skunk oder Purple Haze. Es wäre ein zeitraubendes Unterfangen, hier alle aufzählen zu wollen.
Wie ist die gesetzliche Lage in Deutschland?
Fast in allen Ländern dieser Welt ist Cannabis derzeit verboten – da macht Deutschland keine Ausnahme. Nichtsdestotrotz ist Cannabis in Deutschland die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Die Gesetzeslage ist eindeutig – dafür sorgt § 29 des Betäubungsmittelgesetzes: Seit 1971 sind Anbau, Herstellung und Handel, aber auch Erwerb und Besitz unter Strafe verboten. Dies gilt für alle Pflanzenteile. Ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts sieht seit 1994 die mögliche Straffreiheit beim Besitz einer geringfügigen Menge vor. Allerdings handelt es sich um eine Kann-Regelung. Auf dem Papier ist also theoretisch weiterhin auch der Besitz kleinster Mengen strafbar. Die Deutungshoheit, was unter einer geringfügigen Menge zu verstehen ist, liegt im Ermessen der jeweils zuständigen Behörden. Der Begriff geringfügige Menge wird zudem von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausgelegt. So werden in Berlin mitunter noch Mengen von 15 Gramm toleriert, während in manchen anderen Bundesländern schon 2 Gramm als Obergrenze gelten.
Wie sieht es mit der Gefährlichkeit von Cannabis aus?
Ob der Genuss von Cannabis negative Auswirkungen auf die seelische und körperliche Gesundheit hat oder gar gefährlich ist – darüber lässt sich trefflich streiten. Teile von Politik und Gesellschaft stufen Cannabis weiterhin als gefährlich ein, obwohl bis heute kein einziger Todesfall durch die Droge dokumentiert ist. Studien belegen, dass Cannabis nicht gefährlicher ist als legale Rauschmittel wie Alkohol und Tabak, die ja erwiesenermaßen abhängig machen können und jedes Jahr weltweit für Millionen von Toten verantwortlich sind. Viele Wissenschaftler halten das derzeitige generelle Verbot der Hanfpflanze deshalb für fragwürdig. Sie sind der Ansicht, dass in der Konsequenz auch Alkohol und Tabak verboten werden müssten oder alternativ Cannabis legalisiert werden sollte.
Dass die psychoaktiven Cannabinoide auf das zentrale Nervensystem des Menschen wirken und Einfluss auf unser Verhalten haben, ist unbestritten. Erwiesen ist auch, dass bei Personen mit regelmäßigem hohem Cannabiskonsum vermehrt Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen beobachtet werden. Mitunter wird auch über eine erhöhte Neigung zu depressiven Verstimmungen berichtet. Dies kann besonders bei labilen Menschen zum Problem werden – nicht anders übrigens als bei der Droge Alkohol. Vorsicht ist tatsächlich bei Heranwachsenden und Jugendlichen geboten, deren Gehirne sich noch im Entwicklungsstadium befinden. In diesem Alter scheint häufiger Cannabiskonsum gelegentlich zu Persönlichkeitsstörungen zu führen.
Die Hanfpflanze im Dienste der Medizin
Cannabis ist wegen seiner pharmakologischen Wirkung schon lange Gegenstand medizinischer Forschung. Jüngst macht Cannabis als gesetzlich zugelassenes Arzneimittel Schlagzeilen, doch stieß und stößt die Zulassung als Arzneimittel in Politik und Gesellschaft immer wieder auf Vorbehalte. Bestimmte Kreise betrachten diese Entwicklung weiterhin mit einer gewissen Skepsis. Wenn auch die Meinungen zur medizinischen Anwendung auseinandergehen, so ist die Wirksamkeit von Cannabis wissenschaftlich eindeutig erwiesen.
Für Arzneipräparate kommt hauptsächlich Cannabis indica zur Verwendung. Die hohe Konzentration an Cannabidiol (CBD) wirkt schmerzdämpfend, entzündungshemmend, krampflösend, entspannend, beruhigend und appetitanregend. Cannabis hat großes therapeutisches Potenzial und eröffnet medizinisch ein ungeheuer breites Anwendungsspektrum. Es lindert die Symptome schwerer Erkrankungen wie Morbus Parkinson, HIV oder Multiple Sklerose und bekämpft erfolgreich Übelkeit und Erbrechen als Begleiterscheinung von Krebstherapien. Cannabis wird in der Schmerztherapie eingesetzt und verbessert die Lebensqualität von Menschen, die an entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn leiden. Auch bei psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Schlafstörungen, Depressionen, ADHS oder bipolaren Störungen kann Cannabis eine deutliche Besserung erreichen. Das Medikament wird häufig über sogenannte Vaporisierer verabreicht – also durch Inhalation zugeführt. Cannabis hat noch ein weiteres Ass im Ärmel: Es hat deutlich weniger Nebenwirkungen als so manch anderes zugelassenes Arzneimittel. Deutschland ist nicht das einzige Land in Europa, das die medizinische Anwendung von Cannabis gesetzlich erlaubt. Es ist auch in sieben anderen europäischen Ländern zugelassen – darunter Spanien, Belgien, Italien und die Niederlande.
- Die Aeroponik ist nur mit viel Fachwissen und großem finanziellem Aufwand durchführbar, weil umfangreiche Technik und ständige Überwachung nötig sind.
- Wie bei allen erdfreien Anbaumethoden soll das Aroma angebauter Pflanzen weniger intensiv sein als bei Erdanbau.