Die Blütephase folgt der vegetativen Phase, auch Wachstumsphase genannt, und leitet das Ende des Lebens einjähriger blühender Pflanzen ein. Viele Pflanzen bilden eindeutige weibliche und eindeutige männliche Blütenstände aus, die gut unterschieden werden können. In der Folge geht es genau um solche Pflanzen.
Besonders wird auf die Entwicklung weiblicher Blütenstände eingegangen. Das hat seinen Grund darin, dass die Pflanze diese oft mit besonders begehrten Harzen vor Fressfeinden schützen möchte. An den Blüten und an blütennahen Blättern füllen sich die Drüsenhärchen, die sich Trichome nennen, prall mit klebrigen Substanzen. Oft glitzern die Blütenstände ob der übervollen Trichomenköpfe wie Eiskristalle, ein untrügliches Zeichen einer reichen Ernte.
Die Wachstumsphasen im kurzen Abriss
Generell werden drei große Lebensphasen im Zyklus spezieller Pflanzen benannt. Da ist zuerst die Keimlings- und Anzuchtphase. Egal ob die Pflanze von einem Steckling gezogen oder aus einem Samenkorn entsprungen ist, sie ist ein junges und empfindliches Gewächs.
Die nächste Phase ist die sogenannte Wachstumsphase, die auch vegetative Phase genannt wird. In dieser Zeit möchte die Pflanze so viel wachsen, wie es ihr nur möglich ist. Manche Sorten schießen regelrecht in die Höhe und müssen für den Innenraumanbau gestutzt werden. Andere, vorwiegend Sorten der Art Cannabis indica, wachsen buschig und kompakt.
Am Ende der Wachstumsphase steht die Vorblüte mit nachfolgender Blütezeit. Das ist der Schwerpunkt dieses Artikels.
Die Vorblüte
Gegen Ende der vegetativen Phase zeigen sich in den Blattachsen auffällige Veränderungen. Männliche Pflanzen bilden Sporne und kleine Samenbeutel, weibliche Pflanzen kleine Blüten mit wenigen Blütenhärchen, den Stempeln. Oft bilden sich die Vorboten wieder zurück, manchmal bleiben sie auch bestehen und entwickeln sich sogar weiter. Wie auch immer, erfahrene Züchter können nun die männlichen Pflanzen, die auch Femel oder Fimmel genannt werden, aussortieren, damit die weiblichen Pflanzen samenlos aufwachsen. Eine solche Sinsemilla (spanisch sin semilla, ohne Samen) produziert mehr Harz, als eine befruchtete Pflanze und wird darum besonders geschätzt.
Wichtig ist zu wissen, dass die Vorblüte unabhängig von der eigentlichen Blüte auftritt. Sie zeigt dem Züchter die Reife seiner Pflanzen an und gibt zudem Hinweise auf das Geschlecht. Erst nach der Vorblüte soll die reguläre Blüte eingeleitet werden, damit sich keine Zwitter bilden und sich die Blütenstände gut entwickeln können. Vorher ist die Pflanze noch nicht in der Lage, sich ihren Veranlagungen gemäß zu entwickeln.
Tipp: Nicht jeder kann das Geschlecht seiner Pflanzen sicher bestimmen. Darum bieten zahlreiche Hersteller feminisierte Pflanzen an, die von unerfahrenen Züchtern bevorzugt werden sollten!
Eine Unterscheidung muss der Vollständigkeit halber noch gemacht werden. Neue Kreuzungen der regulären Sorten Cannabis sativa und Cannabis indica mit der Sorte Cannabis ruderalis sind selbstblühend. Damit ist gemeint, dass diese Pflanzen nach einer vorgegebenen Zeit selbständig mit der Blüte beginnen.
Die bekannten Sorten Cannabis sativa und Cannabis indica sind botanisch gesehen Kurztagpflanzen. Sie werden so genannt, weil sie erst blühen, wenn die Tageslänge unter etwa 13,5 Stunden sinkt. Anders die Sorte Cannabis ruderalis, die aufgrund ihres chronologischen Alters schon nach wenigen Wochen blüht. Bei ihr gehen Vorblüte und Blüte ohne erkennbare Zwischenphase ineinander über.
Die Blüte
Die Vorblüte ist vorbei und die Pflanzen wurden nach Geschlechtern getrennt. Jetzt geht es in den Endspurt, weil sich jetzt entscheidet, ob die vorangegangenen Mühen sich gelohnt haben.
Natürlich benötigt die Pflanze auch in der Blüte Nährstoffe und Wasser. Allerdings sinkt der Bedarf nach Stickstoff und der nach Phosphor und Kalium steigt relativ zum Wachstum. Wer sich unsicher ist, der düngt mit biologischem Dünger aus Kompostierung nach Angaben des Herstellers. So wird zwar nicht das Optimum getroffen, aber auch nichts falsch gemacht.
Die Blütenstände werden sich sortenabhängig mehr oder weniger schnell bilden. Anfangs fehlen die Trichome noch nahezu vollständig und sind, wenn denn überhaupt, als dünne Härchen zu erkennen. Erst gegen Ende der Blüte füllen sich die Köpfe und das typische Glitzern reifer Pflanzen ist zu sehen.
Besonders aufmerksam muss in dieser Zeit die Luftfeuchtigkeit beobachtet werden. So schön dichte Blütenstände auch sind, sie neigen zur Schimmelbildung. Ab 75% relativer Luftfeuchtigkeit sollte der Grower tagtäglich mit Argusaugen seine Ernte kontrollieren, über 80% Luftfeuchtigkeit sind Gegenmaßnahmen unabdingbar.
Als einfachste Maßnahme zur Senkung der Luftfeuchtigkeit empfiehlt sich eine moderate Erhöhung der Temperatur. Meist reichen zwei oder drei Grad Celsius schon aus, um die Feuchtigkeit auf ein akzeptables Maß zu senken. Reicht dies nicht aus, sollten Raumtrockner eingesetzt werden.
Gegen Ende der Blütezeit füllen sich die Trichome zusehend mit Harz. Auch die Farbe des Harzes ändert sich, es wird milchig und verliert seine Transparenz. Eine starke Lupe oder ein kleines Mikroskop ist in dieser Zeit sehr hilfreich, weil das Zeitfenster, in der geerntet werden sollte, mit rund drei Tagen doch recht klein ist. Sobald die meisten Trichome milchig sind, oder die Hälfte der Blütenstempel sich dunkel verfärbt hat, sollte die Pflanze geerntet werden.
Optimieren der Blütenbildung
Genau genommen ist dieses Unterkapitel überflüssig. Gut gezogene Pflanzen werden ganz automatisch hervorragende Ernten bringen. Doch immer wieder werden kleine oder große Fehler begangen, die oft die gesamte Aufzucht in Frage stellen. Darum hier, ganz kurz, die wichtigsten Dinge, auf die zu Achten sind.
Korrekte Beleuchtung
Neben den genetischen Eigenschaften kann durch eine spezielle Beleuchtung die Ernte ein wenig verbessert werden. Das betrifft vor allem die Installationen, die vorwiegend blaulastiges Licht emittieren.
Blühende Pflanzen lieben einen Rotanteil im Licht. Dieser ist zwar für die Photosynthese nicht unbedingt maßgeblich, aber bei der Blütenbildung durchaus von Belang. Schon wenige Prozent Rotanteil im Licht verbessert das Ernteergebnis maßgeblich. Viele Züchter schwören darauf, dass in der letzten Phase stark rotlastiges Licht optimal sei.
Korrekte Düngung
Viel hilft nicht viel, besonders nicht in der Blütezeit! Stickstoff benötigt die Pflanze kaum noch, Phosphor und Kalium sind eher gefragt. Am besten weniger Dünger verwenden und sich strikt an die Angaben des Herstellers halten. Im Zweifelsfall auf biologische Dünger aus Kompostierung ausweichen. Das hilft, Fehler zu vermeiden.
Korrekte Temperatur
Gerade gegen Ende des Jahres, wenn die im Hinterzimmer gezogenen Pflanzen reifen, können die Temperaturen unter 15° Celsius fallen. Das ist für viele Pflanzen schlicht und ergreifend zu kalt, sie werden nicht mehr wachsen und ihre Blütenbildung wird stagnieren. Optimal sind in der Blütezeit etwas kühlere Temperaturen von 18° bis 20° Celsius. Bei diesen Temperaturen erzeugt die Pflanze ein wenig mehr Harz, als sonst üblich. Ist es zu kalt und steht keine reguläre Heizung zur Verfügung, soll im Fall der Fälle mit einem elektrischen Radiator geheizt werden. Ein Heizlüfter ist unangebracht, weil er die Blätter austrocknen und versengen könnte.
Ist die Temperatur hingegen zu hoch, wird meist nur eine normale Menge Harz je Trichom erzeugt. Dafür aber werden mehr Blüten wachsen, was den Verlust in der Regel mehr als nur einfach ausgleichen wird.